2009
116 (4/2009)
Christian Vielhaber: In eigener Sache (S. 1-3)
Es ist gerade ein Jahr vergangen, dass sich das Redaktionsteam von GW-UNTERRICHT mit der Nachricht konfrontiert sah, dass sich die Bank Austria als Sponsor zurückziehen wird. In den Folgemonaten wurde viel Energie aufgewandt, neue Partner zu suchen, um dieses einmalige Projekt weiterzuführen.
Sie haben es sicher schon bemerkt: Das gute alte GW-UNTERRICHT sieht irgendwie anders aus. Nach diversen Layout-Versuchen haben wir uns für dieses frische Gesicht entschieden – wir hoffen es gefällt! Weiterhin feiert GW-UNTERRICHT im 31. Jahr seines Bestehens eine kleine Wiedergeburt als moderne Online-Version. Besonderer Wert wurde bei www.gw-unterricht.at auf die einfache Oberfläche und Bedienerfreundlichkeit gelegt (vgl. Abb. 1). Im Folgenden finden Sie dennoch einige Hinweise zur Navigation auf unserer Homepage.
„Kriegserklärung“ an Wien – so betitelte Die Presse, eine der großen österreichischen Tageszeitun-gen, ihren Bericht über die wachsende Anzahl von modernen Gewerbeparks und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Verdichtungsraum um die Bundeshauptstadt. Die Abwanderung von Betrieben und Bevölkerung und das daraus entstehende Konkurrenzverhältnis zwischen Wien und den angrenzenden Gemeinden sind – wie in allen westlichen Großstadtregionen – kein neues Phänomen.
Seit Jahrzehnten findet Städtewachstum nicht mehr in den Kernstädten statt, sondern in den Außenzonen. Im Rahmen dieses Prozesses werden heute nicht mehr – wie noch zu Beginn der so genannten „Suburbanisierung“ – nur Wohnfunktionen von der Innenstadt an den Stadtrand verlagert. Längst hat die zentripetale Funktionswanderung auch den sekundären Sektor, insbesondere aber den hochrangigen tertiären und quartären Wirtschaftssektor erfasst. In den städtischen Randzonen entstehen Einkaufszentren, Büroquartiere und Industrieparks, und viele Bewohner von Randgemeinden großer Städte suchen die Kernstadtbereiche – einstmals Areale höchster „Zentralität“ – nur noch selten auf. Sie arbeiten, versorgen, bilden und erholen sich innerhalb der Randzonen der Städte. Diese Zonen sind nicht mehr als „suburban“ zu bezeichnen. Als strukturstarke Standorte treten „periphere“ Funktionseinheiten in Konkurrenz zu den traditionellen Einrichtungen, woraus eine Schwächung der gewachsenen, durch ein Kern-Rand-Gefälle gekennzeichneten Siedlungsstrukturen resultiert. Die traditionellen räumlichen, wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen Stadt und Land verlieren ihre Gültigkeit.
Günther Chaloupek: Damit die Rezession nicht zur Weltwirtschaftskrise wird (S. 24-28)
Immer wieder wird in den letzten Monaten die Rezession der Weltwirtschaft, die im Herbst 2008 begonnen hat, mit der Weltwirtschaftskrise der Dreißigerjahre verglichen, die mit dem großen Krach an der New Yorker Börse im Oktober 1929 einsetzte. Dieser Vergleich bietet sich allein schon deshalb von selbst an, weil man bis in diese Zeit zurückgehen muss, um ein reales Beispiel für eine tiefe Rezession der Wirtschaft zu finden. Von den wenigen Rezessionen nach dem Zweiten Weltkrieg war in den meisten Ländern jene nach dem ersten Ölpreisschock Mitte der Siebzigerjahre an heftigsten, und die war in Österreich mit –0,4 % BIP im Jahr 1975 vergleichsweise mild und kurz. Eine bedeutsame Ähnlichkeit zwischen 2008 und 1929 besteht darin, dass die Rezession von einem spekulativ außer Rand und Band geratenen Finanzsystem in den USA ihren Ausgang nahm und anschließend nach und nach die Finanzwirtschaft und die Realwirtschaft der ganzen Welt erfasste.
Die Integration innovativer Unterrichtskonzepte in den unterrichtlichen Alltag stellt auch für erfah-rene Pädagogen immer wieder eine Herausforderung dar. Eine wesentliche Ursache liegt darin, dass sich die Reaktionen der Schüler auf eine ungewohnte Methodik nur bedingt antizipieren las-sen. So reichen die Erwartungen von motivierten und intensiv lernenden Schülern bis hin zu ekla-tanten Störungen der Arbeitsatmosphäre und einer gegen Null gehenden Lerneffizienz. Mit der Reaktion Mehmets, einem Schüler im Erdkundeunterricht einer 6. Klasse einer Hauptschule, wird dagegen eher selten gerechnet… Denn Mehmet schläft – oder zumindest wirkt es so. Denn Meh-met hat seinen Kopf auf seinen Arbeitsmaterialien abgelegt und zeigt keine aktive Teilnahme an den um ihn herum ablaufenden unterrichtlichen Aktivitäten.
Sachfachunterricht in einer Fremdsprache gehört heute in vielen Ländern Europas zur schulischen Praxis und gilt dennoch weiterhin als faszinierendes Novum. Erwiesen sich zahlreiche Reformprojekte der vergangenen Jahre als schnell vergänglich, zeigt „Bili“ erstaunliche Beharrlichkeit und erfreut sich bei den Schüler/innen – dort wo das Angebot besteht – großer Beliebtheit. Umgekehrt findet Forschung über bilingualen Sachfachunterricht allgemein in zu geringem Umfang statt und bezieht sich zudem meist auf sprachliche Gesichtspunkte. Die Fachdidaktik und dementsprechend die fachdidaktische Ausbildung der Lehrer/innen hinken hinterher. An den Schulen hat sich infolgedessen eine pragmatische „Do it Yourself“-Mentalität durchgesetzt, die den Unterricht mehr oder minder kreativ, auf jeden Fall ohne größere fachdidaktische Reflexion, trägt und beeinflusst. GW-fachdidaktische Theorien müssen folglich verstärkt ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses rücken und deren Umsetzung bei der Ausbildung der unterrichtenden Lehrer/innen berücksichtigt werden.
Die Fachdidaktik, auf die hier Bezug genommen wird, ist jene des Faches Geographie und Wirtschaftskunde. Diese Feststellung scheint mir deshalb angebracht, weil sich dadurch bestimmte Blickwinkel der Problembehandlung ergeben, die sich nur aus der disziplinären Sichtweise erklären lassen. Beispielsweise dann, wenn der Problembereich „Mensch und Lawine“ unter dem Aspekt unterschiedlicher Raumkonzepte didaktisch aufbereitet wird. Da es eine der zentralen Aufgaben jeder Fachdidaktik ist, die für den Unterricht gewählten Inhalte auch zu legitimieren, bieten diese Konzepte eine durchaus veritable Rechtfertigungsgrundlage schulgeographischer Inhalte, nicht zuletzt weil sie in direkter Verbindung zu unterschiedlichen Phasen und Ideologien fachwissenschaftlicher Entwicklung stehen.
Exkursion - Erneuerbare Energie in Wien
115 (3/2009)
Redaktion: GW-UNTERRICHT – www.gw-unterricht.at: Was wird neu? (S. 1-2)
GW-UNTERRICHT wird in Zukunft auch als Online-Zeitschrift unter www.gw-unterricht.at erscheinen.
Christian Zeller: Eine Akkumulationskrise, die grundsätzliche Fragen aufwirft (S. 3-9)
Die aktuelle Krise geht weit über eine Finanzkrise hinaus. Die Aufblähung des Kreditwesens und des Finanzsektors hatte widersprüchliche Konsequenzen. Einerseits absorbierter der Finanzsektor viel überdurchschnittliche Renditen suchendes Kapital und schwächte damit das Problem der Überakkumulation ab. Andererseits konnte diese Aufblähung nicht weitergehen. Die Schockwellen der Finanzkrise breiteten sich sofort auf fast alle Industriebereiche aus. Die Widersprüche treten nun umso wuchtiger auf. Zugleich stehen wir nun vor dem Problem, dass die bisherigen Konzepte zur Krisenbekämpfung kaum mehr wirken. Erforderlich sind radikale demokratische und soziale Antworten.
Christian Reiner: Fehlt uns die Moral? – Anmerkungen zur zweiten Weltwirtschaftskrise (S. 10-14)
Wer oder was ist schuld an der Wirtschaftskrise? Die Antwort zu dieser Frage, so viel ist sicher, wird die Jahre nach der Krise in entscheidender Weise prägen. Denn letztlich hängen viele der jetzt ge-troffenen Maßnahmen von den angenommenen Ursachen der Krise ab. Zurzeit dominieren noch konjunkturelle Interventionen die Ökonomie der Aufmerksamkeit.
Vorab sei die Lektüre von Teil 1 des Artikels in GW-UNTERRICHT 114 empfohlen. Dort werden viele theoretische Grundlagen vorgestellt, die für das weitere Verständnis erforderlich sind. Der zweite Teil des Artikels rückt nun die praktische Umsetzung einer schriftlichen Leistungsüberprüfung in den Vordergrund.
Dass Erdöl natürlich in unterirdischen Erdölseen vorkommen soll, ist ein Beispiel für eine Alltagsvorstellung. Derartige Alltagsvorstellungen, auch als subjektive Theorien bezeichnet, haben für Menschen wesentliche Funktionen. Sie unterstützen bei der Komplexitätsreduktion und Orientierung im Alltag, sie schaffen Sicherheit sowie Stabilisierung für das Individuum und bieten als Orientierungshintergrund für Kommunikation Interaktionssicherheit für die beteiligten Akteurinnen und Akteure.
Am 5. Mai 2009 wurden im Rahmen einer repräsentativen Veranstaltung im großen Festssaal der Universität Wien das Regionale Fachdidaktikzentrum für Geographie und Wirtschaftskunde sowie Umweltpädagogik sowie das Universitäre Fachdidaktische Zentrum für Geographie und Wirtschaftskunde eröffnet.
Christian Reiner: Wirtschaftskrise: Cartoons, Facts and Figures (S. 39-47)
Die hier zusammengestellten Materialien erheben keinen Anspruch, ein umfassendes Bild der Entwicklung aller relevanten makroökonomischen Größen im Verlauf der zweiten Weltwirtschaftskrise darzustellen. Vielmehr wurde eine Auswahl getroffen, um einige interessante, aber nicht immer leicht zugängliche Datenlagen darzustellen.
Maria Hörmandinger: Klein, aber fein! – Die „Unternehmenslandschaft“ in Österreich (S. 48-55)
Die einzelnen Artikel und Arbeitsaufgaben rund um diesen Beitrag beschäftigen sich mit dem heute weit verbreiteten Phänomen ausgestorbener Altstädte, leerer Geschäftsräume und „blühender“ grüner Wiesen. Wie bunt die Geschäfts- und Wirtschaftswelt aber sein könnte und dass „Einheitsware“ in standardisierten Geschäften nicht als gegeben hingenommen werden müsste bzw. jeder Einzelne dazu beitragen könnte, dass ein vielfältiges Angebot erhalten bleibt – dies alles findet sich hier in unterschiedlichen Ansätzen.
Ein Blick auf die aktuelle Schulbuchliste beweist, wie vielfältig das Angebot an GW-Lehrwerken für die Hauptschule und AHS-Unterstufe in den letzten Jahren geworden ist. Vorrangiges Ziel aller AutorInnen und Verlage ist die Motivation der LehrerInnen und SchülerInnen für geographische und wirtschaftskundliche Fragestellungen. Vor einiger Zeit fiel bei westermann wien die Entscheidung, ein innovatives, auf die neuen Herausforderungen im GW-Unterricht ausgerichtetes Lehrwerk zu entwickeln und die langjährige Erfahrung des Verlags in der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien für den GW-Unterricht mit neuen, kreativen Ideen zu verbinden. Enstanden ist Weltreise.
Schon 2001 hat der sächsische Minister für Wirtschaft und Arbeit gesagt: „Die Zeiten, in denen wir das Öl, eine unserer wichtigsten Ressourcen, einfach verbrennen, neigen sich ihrem Ende zu.“ (Dow und Downing 2007, S. 39). In unserer Gesellschaft brauchen wir Energie, um angenehm leben zu können. Die steigenden Bevölkerungszahlen und das Wachsen der Wirtschaft haben den Energiebedarf global steigen lassen.
„Der Mensch ist ein intellektuelles Wesen“, meinte Sanjoy Ganguly (Jana Sanskriti/ Indien) bei seinem letzten Besuch in Wien im Juni 2007, und das Bedürfnis nach intellektueller Nahrung sei eines der wesentlichsten menschlichen Bedürfnisse.
Der schulische Einsatz von Neuen Medien wie den virtuellen Globen Google Earth und NASA World Wind hat zu vielfältigen Diskussionen über deren didaktisches Potenzial sowie deren Voraussetzungen und Konsequenzen geführt. Google Earth und NASA World Wind repräsentieren zwei sehr unterschiedliche Vertreter von kostenlosen digitalen 3D-Modellen der Erde, die nicht nur als virtuelle Globen, sondern auch als Geobrowser oder als GIS-Werkzeuge genutzt und analysiert werden können.
Hartwig Hitz & Alfons Koller: GW und INFORMATIK (S. 81-89)
Einen Hinweis auf iGuess, ein EU-Projekt, das Maßnahmen der Lehrer/innenfortbildung anbietet und einen europäischen Überblick über den GIS-Einsatz in der Schule geben möchte, ein Anwendungsbeispiel von Google Earth aus der Lehrer/innenfortbildung, das für den Unter-richt leicht adaptiert werden kann, sowie die Softwarebeschreibung eines Kartographiewerkzeugs als Erweiterung zu Openoffice stellen die diesmaligen Schwerpunkte dar.
Wiener Vorlesungen. Das Dialogforum der Stadt Wien Schnittstelle Wissenschaft – Öffentlichkeit
Zeitschriftenspiegel (S. 92-104)
Buchbesprechungen (S. 105-109)
Barbara-Petchenik-Wettbewerb 2015 – „Die Welt mit Kinderaugen gesehen“ (S. 65-66)