2012
128 (4/2012)
DIE REDAKTION: Auf einen glücklicheren Jahreswechsel 2013 / 2014! (S. 1-2)
Jean Ziegler ist ein bekannter und engagierter „Kämpfer gegen den real existierenden Raubtierkapitalismus mit der Weltherrschaft von Konzernen“. Er hat seine jahrelangen Erfahrungen als UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung in einem aufrüttelnden Buch zusammengefasst. Im Exklusiv-Interview für GW-UNTERRICHT spricht er über die Ursachen und Folgen der derzeitigen „kannibalischen Weltordnung“, über die Rolle der Politik und der EU sowie über die Verantwortlichkeit jedes einzelnen Menschen im Rahmen der Demokratie. (Kategorie: Fachwissenschaft)
Das in zwei Wiener Schulen durchgeführte Projekt „Able Youth“ versuchte anhand des Zugangs des „intergenerationalen Lernens“ sowie durch aktive Involvierung der Schüler/innen in den Forschungsprozess Energiekonsumgewohnheiten zu erforschen und zu verändern. Die Jugendlichen gaben ihren Eltern Energiespartipps und erhoben deren Energieverbrauchsverhalten und -einstellungen. Auch wenn das Projekt nur geringe Verhaltens- und Einstellungsänderungen bewirkte, berichteten Schüler/innen von einem Umdenken bezüglich des eigenen Energiekonsumverhaltens. (Kategorie: Fachdidaktik)
Bis zu 1 000 000 Papierlose leben in Deutschland ohne legalen Zugang zum Wohnungs- und Arbeitsmarkt, zum Gesundheits- und Bildungswesen. Bau- und Reinigungsfirmen profitieren von niedrigsten Löhnen und dem Wegfall von Sozialleistungen. Auch in der Gastronomie, der privaten Pflege und im Sexgewerbe finden Illegalisierte Arbeit. Diese unter uns lebenden Menschen sollten Thema im Unterricht werden, da Ihre Lebenslagen Aufmerksamkeit verlangen und der Akt der Illegalisierung vor dem Hintergrund der Menschenrechte fragwürdig ist. (Kategorie: Unterrichtspraxis)
Aus Anlass eines Workshops im Rahmen der Kinderuni 2012 an der Universität Wien wird eine eineinhalbstündige Sequenz zum ἀema „Kind : Macht : Spielplatz“ geplant. Nach der Offenlegung der fachdidaktischen wie fachlichen Ausgangsüberlegungen, dokumentiert der Beitrag den Ablauf des Workshops und verknüpft dies mit Wahrnehmungen und Erfahrungen aus der Praxis. Verwendete Materialien werden genauso angeboten wie Überlegungen zu einer Erweiterung und Adaptierung im Rahmen einer Unterrichtssequenz in der Sekundarstufe I. (Kategorie: Unterrichtspraxis)
Der Autor zieht rückblickend Bilanz, welche Spuren paradigmatische Veränderungen und der Wandel der Fachdidaktik GW in der Schulpraxis hinterlassen haben. Vergangene und aktuelle bildungspolitische Verordnungen scheitern in der Umsetzung im Unterricht ebenso wie gut begründete fachdidaktische Ansprüche, wenn Lehrer/innen nicht zu Verbündeten gemacht werden können. So rückt die Lehrer/innenbildung ins Zentrum der nötigen zukünftigen Bemühungen, um begründungsfähige und wandlungsfähige Lehrer/innen zu bekommen. Der Verfasser entwirft abschließend Perspektiven für einen zukunftsfähigen GW-Unterricht. (Kategorie: Kontrapunkt)
HERBERT PICHLER & CHRISTIAN VIELHABER: Der fachdidaktische Grundkonsens am Institut für Geographie und Regionalforschung – eine zukunftsfähige Orientierungshilfe? (S. 45-46) (S. 45-46) (Kategorie: Service)
Buchbesprechungen (S. 47-49) (Kategorie: Service)
Auschreibung des Barbara-Petchenik-Wettbewerbes 2013 (S. 50-51) (Kategorie: Service)
127 (3/2012)
DIE REDAKTION: Editorial (S. 1-2)
Eine verantwortende Marktwirtschaft braucht selbstbewusste Entrepreneure und mündige Bürger/innen, die ihre eigene Zukunft und die der Gesellschaft offensiv (mit)gestalten. Ohne Menschen, die Ideen aktiv umsetzen, lebten wir heute in einer ganz anderen Realität. Es gäbe keine Kunst und keine Schulen, keine Autos und keine Medikamente, keinen Rechtsstaat und auch keinen Konsumentenschutz, wenn Menschen nicht immer und immer wieder sich für Ideen einsetzen und gesellschaftliche Spielregeln mit Zivilcourage verändern würden.
Der Artikel plädiert für eine Verknüpfung der Themen Entrepreneurship mit Nachhaltigkeit und bietet – exemplarisch – für die Bearbeitung im Unterricht die Fallstudie „Alpine Ski-WM Schladming als nachhaltiger Event?!“. Für Schüler/innen wird eine Kopiervorlage mit drei Arbeitsschritten angeboten und für Lehrer/innen eine Beschreibung für die Bearbeitung der drei Arbeitsschritte sowie Lösungshinweise.
Wie sieht ein Fazit der bisherigen Debatte um die Kompetenzorientierung aus? Welche Schlussfolgerungen können für Unterricht und Lehrer/innenausbildung gezogen werden? Ziel meines Beitrags ist es, im Anschluss an Antwortversuche auf die erste Frage, die Debatte um das Lehren und Lernen in Geographie und ihrer Didaktik durch die Perspektive eines themenzentrierten GW-Unterrichtens im Rahmen einer Kritischen Geographiedidaktik zu bereichern.
Handys sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, der Großteil unserer Kommunikation läuft über das praktische Mobiltelefon. Jede/r Österreicher/in besitzt heutzutage ein Handy, manche sogar zwei. In Summe haben die Handybesitzer/innen im Jahr 2010 22 Mrd. Minuten telefoniert und 6,4 Mrd. SMS verschickt (vgl. RTR 2010, S.198–200), Tendenz steigend. Diese Entwicklung geht auch an den Kindern und Jugendlichen nicht vorbei. Mit 9 Jahren bekommen die meisten Kinder das erste Handy. Im Alter von 11–15 Jahren besitzen bereits mehr als 90 % aller Kinder und Jugendlichen ein Mobiltelefon (vgl. KIM‑Studie 2010, S. 52). Doch der hippe Lifestyle, den die Mobilfunkanbieter mit ihren Produkten verkaufen, ist nur eine Seite der Handy-Medaille. Auf der anderen Seite finden sich strapaziöse Arbeitsbedingungen, Raubbau an der Natur, sich verhärtende globale arbeitsteilige Strukturen und private Verschuldung. Diese Mehrdimensionalität macht das Handy zu einem zentralen Thema Globalen Lernens.
Die vorliegenden Unterrichtsvorschläge versuchen, einen Beitrag zur aktiven Förderung der Medienkompetenz zu leisten. Dabei geht es nicht darum, Kinder und Jugendliche vor dem schädlichen Einfluss der Medien zu schützen oder sogar zu bewahren. Die Unterrichtsvorschläge verfolgen vielmehr das Ziel, Kindern und Jugendlichen eine differenzierte und kritische Beurteilung des eigenen Umgangs mit Medien und Medienangeboten zu ermöglichen und sie so zu kompetenten und emanzipierten Nutzerinnen und Nutzern auszubilden.
LUKAS KRAFT: Verfolgen Städtetourismus und Schulbuchautor/innen ähnliche Strategien? (S. 50-60)
Dieser Artikel ist ein studentischer Beitrag, der während eines Seminars erarbeitet und von den anderen Teilnehmer/innen des Kurses in einer abschließenden Abstimmung hoch bewertet wurde.
Der Autor gestaltete eine Schulbuchdoppelseite zum Thema "Städtetourismus – Ein neuer Trend?" und fasst hier seine Vorgehensweise und Erkenntnisse zusammen.
Geoinformationssysteme (GIS) haben seit den 1990er Jahren langsam Eingang in den Schulunterricht und das Lehramtsstudium gefunden. Zahlreiche Praxisanregungen für die Anwendung von GIS in der Mittel- und Oberstufe werden mittlerweile in den geographischen Fachzeitschriften oder in der Reihe „Learning with Geoinformation – Lernen mit Geoinformation“ (Jekel et al. 2006–2010) gegeben. Konkrete Beispiele für den Grundschulunterricht sind dort bislang nicht vertreten. Dies ist nicht nur aufgrund der dadurch ungenutzten didaktischen Potentiale bedauerlich, die der gezielte GIS-Einsatz bietet, sondern auch aus dem Grund, dass an vielen Universitäten GIS-Kenntnisse obligatorisch für angehende Primarschullehrkräfte vermittelt werden, häufig jedoch ohne die berufspraktischen Anwendungsmöglichkeiten thematisieren zu können.Im Beitrag werden Erfahrungen geschildert, welche in einem Schulversuch im Sommer 2011 an einer Hamburger Grundschulklasse (4. Klasse) gesammelt wurden. Der Fokus soll dabei auf geographische Methoden, speziell der Kulturlandschaftsforschung, in Bezug auf ihre Transformierbarkeit für Unterrichtserfordernisse gelegt werden.
Was ich mit diesem kleinen Beitrag möchte ist, darauf hinzuweisen, dass grundsätzlich wirtschaftliche Bildung neu gedacht werden muss, wenn man Menschen befähigen will, mit Wirtschaft brauchbar umzugehen, „es gibt in der Ökonomie mehr Religion, mehr Mythen und mehr Archetypen als Mathematik“ (Sedlacek 2012, S. 21). Dabei ist die zunehmende Mathematisierung der Sozialwissenschaft Ökonomie ohnedies der falsche Weg. Man sollte nicht vor dem Mainstream von Wirtschaft kapitulieren, sondern als gestaltungsfähiger Mensch (Bürger/in) Meinungs- und Handlungsfähigkeit entwickeln und auch über die Grenzen der Disziplin sehen. Das betrifft nicht nur die schulische oder universitäre Bildung. Ökonomie ohne gesellschaftlichen Blick bleibt Ideologie. Wir erleben das seit der Finanzkrise 2008.
ZIEGLER Jean (2012): Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. München: C. Bertelsmann. 307 Seiten. € 20,60. ISBN 978-3-570-10126-1. (besprochen von Christian Fridrich)
HÜTTERMANN Armin, KIRCHNER Peter, SCHULER Stephan & DRIELING Kerstin (Hrsg.) (2012): Räumliche Orientierung – Räumliche Orientierung, Karten und Geoinformation im Unterricht. In: Geographiedidaktische Forschungen, Band 49. Westermann Verlag Braunschweig. ISBN: 978-3-14-142801-8, 400 S. € 34,95. (besprochen von Kati Heinrich)
Call for Papers: GI Forum 2013 (S. 80)
Creating the GISociety
Salzburg, July 2-5, 2013